Zum besseren Verständnis muss zu allererst sagen: in den sechseinhalb Jahren in unserem Besitz wurde das gute Mädel nicht allzu sehr strapaziert, sie kam etwa auf eine Fahrleistung von maximal 300 km im Monat. Die längsten Fahrten führten uns zum jährlichen Treffen zu Inge und Dieter nach Weiden. So waren auch die Füllintervalle für Wasser und Öl waren relativ weit auseinander angelegt.
Begonnen hat das große Drama bereits im Februar, mit einer Reise nach Dresden. Wir wollten dort eine Freundin von mir besuchen. Den weiten Weg dorthin hat die alte Dame zwar mit Bravour hinter sich gebracht, und auch den dortigen plötzlichen Wintereinbruch, doch die täglichen Fahrten zur und von der Arbeit waren ihr wohl anschließend zu viel.
Dazu kam noch, dass der Chef die notwendigen Öl- und Kühlwasser-Rituale sträflich vernachlässigt hat, soll heißen: sie wurden wie bisher zwar eingehalten, jedoch der Mehrbelastung nicht angepasst und entsprechend gekürzt.
Es kam, wie’s unweigerlich kommen musste: am 3. März machte sie schlapp. Kurz vor der Ausfahrt hörte ich ein Rasseln, auf der Ausfahrt leuchtete die Ölkontroll-Lampe, nach der Ausfahrt rollte sie sanft aus und kam auf einem Parkplatz, der da zum Glück war, vollkommen tonlos zum Stehen. Zumindest hatte sie mich noch (fast) bis zur Arbeit befördert; ich hatte nur noch 5 Minuten Fußweg. Dafür war ich ihr auch herzlich dankbar.
Doch die nachfolgenden Ereignisse führten bei mir zu einem Sinnes- und Sympathiewandel, der vielleicht für den einen nachvollziehbar und für den anderen komplett unverständlich ist - oder umgekehrt.
Fürs erste rief ich von meinem Arbeitsplatz Männe an und teilte ihm mit „Das Auto (wohlgemerkt: nicht „Baroness“ oder „Prinzessin“ – sondern schlicht „das Auto“…) ist kaputt.“ – „Wie kaputt?“ (Ich hasse das! So etwa „wie meinst du das?“) – Ja hallo, was ist daran so unverständlich? Kaputt eben, nicht funktionsfähig. Kurze Erklärung, Männe kam mittags mal und guckte sich die Sache an, Riesenpfütze unterm Auto, keinen Mucks machte Madam und auch die Auswertung des Bordcomputers brachte nicht die Erleuchtung. Also verschoben wir die weiteren Aktionen fürs Erste – mir reichte der Umstand schon, den ich hatte und war zunächst erst mal bedient und gefrustet.
Fürs zweite mobilisierte Christian einen der gelben Engel, doch auch der zuckte nur die Flügel und flog unverrichteter Dinge von dannen.
Damit ich die 30 km zur Arbeit nicht per Pedes oder Fahrrad zurücklegen muss, haben wir uns recht adäquaten Ersatz besorgt: Gargoyle (oder auch “der wilde Löwe” genannt - ein 306er Peugeot und ließen „die Krücke“ zunächst auf dem Platz stehen und warteten darauf, dass es uns der Herr im Schlaf eingab.
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